Ratgeber Glutenunverträglichkeit
Informationen für Betroffene und AngehörigeBei der Entstehung einer Glutenunverträglichkeit spielen offenbar verschiedene Faktoren eine Rolle; der genaue Wirkmechanismus aber, wie diese Faktoren zusammenspielen, ist noch unbekannt. Zum einen sind in der Regel bestimmte genetische Bedingungen bei den an Glutenunverträglichkeit Erkrankten vorhanden, die das Risiko zu erkranken beeinflussen. Des Weiteren kommen auch Umwelteinflüsse oder ansteckende Erkrankungen infrage, die Unverträglichkeit mitauszulösen.
Bei der Aufnahme von Gluten mit der Nahrung reagiert das Immunsystem bei Glutenunverträglichkeit damit, dass es Antikörper ausschüttet; diese richten sich jedoch gegen den eigenen Körper. Dadurch kommt es zu einer Entzündung der Darmschleimhaut.
Entstehung einer Glutenunverträglichkeit
Die genauen Ursachen der Glutenunverträglichkeit sind noch unbekannt. Wahrscheinlich trifft bei der Entstehung der Glutenunverträglichkeit eine genetische Disposition auf bestimmte Umwelteinflüsse.
Die medizinisch-chemische Erklärung für die Entstehung der Glutenunverträglichkeit
Fast alle Betroffenen haben die Histokompatibilitätsantigene HLA DQ2 und DQ8. Einschränkend muss gesagt werden, dass fast 25 % aller gesunden Menschen ebenfalls über diese Gene verfügen, ohne an Glutenunverträglichkeit zu erkranken. Aus diesem Grunde geht die Forschung davon aus, dass noch andere Faktoren zutreffen müssen, die Entstehung einer Glutenunverträglichkeit begünstigen. In diesem Zusammenhang werden noch weitere bisher unbekannte Gene für die Entstehung der Glutenunverträglichkeit verantwortlich gemacht, ebenso Infektionskrankheiten oder Umweltfaktoren.
Das Glutenmolekül besteht aus verschiedenen Abschnitten; die schädigenden unter ihnen beinhalten große Mengen Prolin und Glutamin. Diese Aminosäuren können bei Patienten mit Glutenunverträglichkeit eine Kettenreaktion auslösen, die sowohl in der Schleimhaut des Dünndarms als auch im Immunsystem stattfindet. Die schädigenden Abschnitte des Glutenmoleküls docken an die Oberfläche der Zellen der Darmschleimhaut an (vor allem an die in verstärktem Maße produzierten HLA-DQ2-Antigene). Diese Verbindung ist ursächlich für die in zahlreichen Stufen verlaufende Aktivierung des menschlichen Immunsystems, die eine Entzündung auslöst.
In der Folge dieser Entzündung wiederum werden verschiedene Antikörper ausgeschüttet. Dies sind vor allem Antikörper gegen das Gliadin und die sogenannten Autoantikörper (Antikörper also, die sich gegen körpereigenes Gewebe richten.) Diese Entzündungsprozesse führen dazu, dass sich die sogenannten Zotten des Dünndarms zurückbilden. Die Oberfläche des Dünndarms wird kleiner und weniger funktionsfähig. Wertvolle Nahrungsbestandteile können bei Glutenunverträglichkeit also nicht mehr aus dem Darm aufgenommen werden. Als Auslöser für die Glutenunverträglichkeit kommen Prolamine infrage, also die Eiweißanteile, die in Alkohol löslich sind. Im Falle des Weizens etwa ist es Gliadin, bei Roggen Secalin, bei Gerste Hordein und bei Hafer Avenin.
Weitere Faktoren bei der Entstehung der Glutenunverträglichkeit
Bei Glutenunverträglichkeit bzw. Zöliakie ist die Wand des Darms durchlässig für teilweise verdaute Glutenmoleküle, die so in den Körper gelangen und dort die Immunüberreaktion verursachen. Dies wird für die Entstehung der Glutenunverträglichkeit verantwortlich gemacht. Auch die Säuglingsnahrung scheint entscheidend für die Entstehung einer Glutenunverträglichkeit zu sein: Wer bis zum 6. Lebensmonat von der Mutter gestillt wurde, hat ein geringeres Risiko, an einer Glutenunverträglichkeit zu erkranken. Die Muttermilch stärkt offenbar das Immunsystem des Menschen und sorgt für die Entstehung einer Toleranz gegenüber Gluten. Ferner sollte der ersten Beikost für das Kind keine zu große Menge glutenhaltiger Nahrungsmittel beigefügt werden. Da nahe Verwandte von Betroffenen häufig ebenfalls an der Glutenunverträglichkeit leiden, kann eine genetische Veranlagung für die Entstehung angenommen werden.
Fedor Singer
Bei der Entstehung einer Glutenunverträglichkeit spielen offenbar verschiedene Faktoren eine Rolle; der genaue Wirkmechanismus aber, wie diese Faktoren zusammenspielen, ist noch unbekannt. Zum einen sind in der Regel bestimmte genetische Bedingungen bei den an Glutenunverträglichkeit Erkrankten vorhanden, die das Risiko zu erkranken beeinflussen. Des Weiteren kommen auch Umwelteinflüsse oder ansteckende Erkrankungen infrage, die Unverträglichkeit mitauszulösen.
Bei der Aufnahme von Gluten mit der Nahrung reagiert das Immunsystem bei Glutenunverträglichkeit damit, dass es Antikörper ausschüttet; diese richten sich jedoch gegen den eigenen Körper. Dadurch kommt es zu einer Entzündung der Darmschleimhaut.
Verschiedene Nachweise können die Diagnose Glutenunverträglichkeit bestätigen.
Zuerst können in einer Blutuntersuchung die vorhandenen Antikörper bestimmt werden. Während sowohl Menschen mit als auch Menschen ohne Glutenunverträglichkeit Gliadin-Antikörper besitzen, sind Endomysium- sowie Gewebs-Transglutaminase-Antikörper nahezu ausschließlich bei an Glutenunverträglichkeit Erkrankten zu finden. Eine Analyse von Darmgewebe kann die Diagnose bestätigen: Eine Glutenunverträglichkeit liegt zumeist vor, wenn im Gewebe Immunzellen zu finden und die Zwischenräume der Darmzotten vertieft sind. Auch die Verbesserung des Zustands bei Vermeidung der Glutenaufnahme gilt als Bestätigung der Diagnose Glutenunverträglichkeit.
Die Glutenunverträglichkeit ist nicht heilbar. Eine dauerhafte Diät – das heißt, die komplette Vermeidung der Aufnahme von Gluten – ist die bislang einzige Möglichkeit, die Symptome zu verbessern.
Neben der Vermeidung von glutenhaltigen Getreidesorten müssen auch unter anderem Fertigprodukte oder bestimmte Getränke mit Vorsicht genossen werden. Bei der Therapie von Glutenunverträglichkeit sollten auch kleine Mengen nach Möglichkeit vermieden werden. Darum müssen Lebensmittel, die Gluten enthalten, gekennzeichnet sein, denn oft ist Gluten auch in Aromastoffen, Geschmacksverstärkern oder ähnlichem zu finden. Verschiedene Lebensmittel wie zum Beispiel Reis oder Mais können als Ersatz verzehrt werden.